Die Kur- und Heilwaldpraxis basiert ihre Arbeit auf einem naturheilkundlichen Verständnis des menschlichen Körpers.
Grundlage der Waldtherapie:
Naturheilkundliches Verständnis
Nach diesem Verständnis befallen Krankheiten nicht einzelne Organe, sondern sind das Ergebnis eines Ungleichgewichts, das den gesamten Organismus betrifft. Ein solches Ungleichgewicht entsteht über einen längeren Zeitraum. Es zeichnet sich zunächst in Befindlichkeitsstörungen ab, bevor sich organische Krankheiten entwickeln. Vielleicht fühlt man sich häufig niedergeschlagen oder ist scheinbar grundlos erschöpft.
Der Prozess ist individuell und hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die ‚genetische Mitgift’ (z.B. Konstitutionstyp), äußere Einwirkungen (Umwelt) und der persönliche Lebensstil. Einen besonderen Einfluss haben die Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele. Diese unterschiedlichen Faktoren begründen zugleich die Fähigkeit zur Selbstregulation. Solange die Person grundsätzlich ‚gesund’ ist, können die täglichen Belastungen durch das Zusammenspiel der Faktoren ausbalanciert werden. Erst wenn ungünstige Bedingungen über einen zu langen Zeitraum auf den Organismus einwirken, verliert sich diese Kompetenz. Die Selbstheilungskräfte im Alltag reichen nicht mehr aus, das biologische Gleichgewicht ‚kippt’. Der Mensch erkrankt zunehmend und ist auf besondere Unterstützung angewiesen, um den Prozess zu stoppen oder möglichst umzukehren.
Die Waldtherapie als ein (multimodales) Reizgebungsverfahren
Statt das Krankheitssymptom direkt zu adressieren, versucht die Naturheilkunde, Einfluss auf das gestörte ‚Grundsystem’ zu nehmen. Ein ‚Reiz’ an einer beliebigen Körperstelle führt zu einer fortgeleiteten Reaktion im gesamten Organismus. Ziel ist die vegetative Umschaltung des Körpers; die körpereigenen Selbstheilungskräfte sollen durch den Reiz mobilisiert werden. Als ein solcher Reiz können beispielsweise die eingeatmeten Aromamoleküle aus der Waldluft oder das natürliche Tageslicht im Wald fungieren.

Im Resümee lässt sich auch die Waldtherapie charakterisieren als:
- Ganzheitlich ausgerichtet
Mithilfe von ‚Reizen’ werden der Körper als Ganzes, Geist und Seele adressiert. - Salutogenese (Gesundungsprozess)-orientiert
Die Therapie versucht, mittels ‚Reizen’ die dem Körper eigenen Gesundungsfaktoren zu mobilisieren und zu stärken; das Resilienzvermögen (Immunstärke, Seele, gesundheitliche Reserven) soll aktiviert werden. - Individuell
Jeder Mensch weist seine ganz eigenen Reiz-Sensibilitäten und Gesundungspotentiale auf, die es zu entdecken gilt.
Widerspiegelung klassischer Naturheilverfahren
Der Wald und die Natur im allgemeinen bieten vielfache ‚Reiz’quellen, die wohl in allen Kulturen seit frühester Zeit für therapeutische Zwecke genutzt wurden.

Einen neuen Charakter gewannen Naturheilverfahren mit dem Aufkommen der modernen Medizin und Pharmazie. ‚Natürliche’ Verfahren waren nicht mehr selbstverständlich. Die neu definierte ‚Naturheilkunde’ fußte auf den ‚Fünf Säulen’, deren Bezeichnung und Systematik auf Kneipp (19. Jahrhundert) zurückgehen. Die Säulen gelten längst als ‚Klassische Naturheilverfahren‘ in der europäischen Naturheilkunde:
- Hydrotherapie
- Ernährungstherapie
- Bewegungstherapie
- Phytotherapie
- Ordnungstherapie
Der Bezug der ‚Fünf Säulen’ zum Wald ist offensichtlich. Die Säulen spiegeln die Facetten und das Wirkungsspektrum der Waldtherapie wider und erklären die Diversität der waldtherapeutischen Methoden.
Psychologisches Moment
Ein Aspekt der Waldtherapie, der in den ‚Fünf Säulen’ zwar indirekt enthalten ist, soll aufgrund seiner herausragenden Bedeutung besondere Aufmerksamkeit erhalten: psychologische Facetten der Waldtherapie. Die Begegnung und Auseinandersetzung mit der Natur kann erden und zugleich Entspannung und Energie vermitteln; sie spiegelt einem die eigene Natur wider und macht oftmals essentielle Fragen bewusst. Aufgrund der engen Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele wirkt sich das psychologische Moment ganzheitlich aus.

Ziel: Wiederholte Waldaufenthalte als ‚Reizserientherapie’
Der ganzheitliche Charakter von Naturheilverfahren bedingt zugleich, dass sie eher unspezifisch wirken und ein Therapieerfolg meist eine längere Therapiedauer erfordert. Schon früh erkannte man den Wert einer ‚Reizserie’ – der Beginn der Kurmedizin, die auch im Lahnstein-nahegelegenen Bad Ems aufblühte. Nicht nur Einheimische, sondern gerade Gäste aus anderen Regionen und aus einem städtischem Umfeld profitier(t)en von dem zeitweiligen Klimawechsel bzw. der ‚Reizserientherapie in einem veränderten Milieu’. Erst mit wiederholten, regelmäßigen Waldaufenthalten kann ein bleibender gesundheitlicher Effekt erwartet werden.
Erfordernis eines gesamt-(wald)-therapeutischen Konzepts
Waldtherapie erfordert jedoch noch mehr als wiederholte Waldaufenthalte. ‚Therapie’ besagt, bestimmte gesundheitliche Intentionen zu verfolgen. Dies bedarf eines bestimmten Aufbaus und der Integration der Waldbesuche in einen größeren Therapieplan. Typisch für die naturheilkundliche Therapie sind die folgenden Schritte – sie werden seit alters in vielen traditionellen Medizinsystemen beachtet und sind auch für die moderne Waldtherapie relevant:
- Ausschalten ursächlicher Faktoren, die zum Ungleichgewicht führten
- Ausleiten ungünstiger Stoffwechselprodukte
- Reizgebungsverfahren zur Aktivierung und vegetativen Umstellung des Körpers
- Aufbau und Stärkung von Körper und Seele
- Erlernen gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen für die Zukunft
- Mentaltraining bzw. Body-Mind-Verfahren zwecks Erlernen eines konstruktiven Stressmanagements und langfristigen Erfolgs
Moderne Waldtherapie
Eigentlich somit uralt, präsentiert sich die Waldtherapie seit wenigen Jahren dennoch als ein neues therapeutisches Feld und internationales Forschungsgebiet. Ein Auslöser neben anderen ist wohl die Digitalisierung in den vergangenen Jahren, die uns noch mehr zu einseitigen Arbeitshaltungen und in Innenräume geführt hat.
So untersucht die moderne ‚Waldmedizin’ den Einfluss der Waldatmosphäre auf die menschliche Gesundheit nach heutigen wissenschaftlichen Standards. Auch wird die Bedeutung der Waldtherapie speziell bei modernen Zivilisationskrankheiten erforscht – mit vielversprechenden Anzeichen nach bisherigem Wissensstand.
Das Spektrum der unterschiedlichen Aktivitätsmöglichkeiten in und mit der Natur begründet das ebenso reiche Spektrum an unterschiedlichen Formen der modernen Waldtherapie. ‚Green Exercise’ (Sport in der Natur) und ‚Therapeutisches Waldbaden’ illustrieren beispielhaft diese Reichhaltigkeit an möglichen waldtherapeutischen Ansätzen.

Selbstverständlich kann und soll die Waldtherapie bei Vorliegen einer Krankheit nie als einzige Methode angewandt werden. Aufgrund ihrer Natürlichkeit und ihres kostengünstigen sowie für viele Menschen freudebringenden Charakters eignet sie sich jedoch in besonderer Weise dazu, komplementär für die Erhaltung und/oder Wiedererlangung von Gesundheit genutzt zu werden.
Kur- und Heilwald
Die Auszeichnung ‘Kur- und Heilwald’ wird vergeben in Anerkennung, dass ein ausgewähltes Waldgebiet bestimmte gesundheitsrelevante Kriterien erfüllt. Bislang gibt es nur wenige Kur- und Heilwälder in Europa. Speziell der Lahnsteiner Wald wird für sein mildes Klima geschätzt. Allgemein begeistert das abgesteckte Areal des geplanten Kur- und Heilwalds mit seiner Waldästhetik, den alten Baumbeständen und Reminiszenzen aus vulkanischer Vorgeschichte.
Das Waldareal ist für therapeutische Zwecke reserviert. Sie sind eingeladen, an den dortigen waldtherapeutischen Veranstaltungen teilzunehmen.
Wissenschaftliche Basis
Die Kur- und Heilwaldpraxis engagiert sich dabei, die Entwicklung des Lahnsteiner Kur- und Heilwalds wissenschaftlich zu begleiten und voranzubringen. Schon jetzt liegen waldmedizinisch relevante Forschungsdaten vor, die möglicherweise auch Ihnen eine Perspektive geben und Sie veranlassen, den Wald nutzen zu wollen, um Ihre Krankheit oder Befindlichkeitsstörung angehen zu wollen? Kontaktieren Sie mich!
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Weitere Hinweise zu den Grundlagen von Naturheilkunde finden Sie in der einschlägigen Literatur.
Bitte beachten Sie die gesetzlichen Hinweise zur Naturheilkunde.